Eginhard und Emma

Ein Fastnachtsschwank in Bildern

Eginhard und Emma

[251] Carolus Magnus kroch ins Bett,

Weil er sehr gern geschlafen hätt'.


Eginhard und Emma

[251] Jedoch vom Sachsenkriege her

Plagt ihn ein Rheumatismus sehr.


Eginhard und Emma

Die Nacht ist lang, das Bein tut weh;

Carolus übt das ABC.


Eginhard und Emma

[252] »Autsch, autsch!« Da reißt's ihn aber wieder;

Carolus wirft die Tafel nieder.


Eginhard und Emma

Er schellt. – Der alte Friedrich rennt. –

»Frottier' Er mich! Potzsapperment!«


Eginhard und Emma

[253] Der Friedrich spricht: »Hab's gleich gedacht!

Es schneit ja schon die halbe Nacht!«


Eginhard und Emma

»Was?!« schreit der Kaiser, »Teufel auch!«

Und tritt dem Friedrich vor den Bauch.


Eginhard und Emma

[254] Der alte Friedrich schleicht beiseit;

Der Kaiser schaut, wie's draußen schneit.


Eginhard und Emma

Was sieht er da, vor Schreck erstarrt?

Die Emma trägt den Eginhard.


Eginhard und Emma

[255] Er ruft die Wache gleich herbei

Und spricht: »Jetzt fangt mir diese zwei!«


Eginhard und Emma

Die Wache nimmt den Eginhard

Beim Kragen mit der Hellebard,


Eginhard und Emma

[256] Und als man sie zum Kaiser bringt,

Da steht er würdevoll und winkt.
[257]

Eginhard und Emma

Sie knien und sind vor Tränen stumm;

Der Kaiser dreht sich gar nicht um.


Eginhard und Emma

[258] Jetzt aber wird er mild und weich

Und spricht gerührt: »Da habt Ihr Euch!«
[259]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 1, Hamburg 1959, S. 251-260.
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