Vierundzwanzigste Szene

[154] 1.2.3.4.

DieDieDieDie

Vorigen;Vorigen;Vorigen;Vorigen;

Herr vonHerr vonHerr vonHerr von

SchlafSturmGlückSchmerz

(mit dem(mit dem(mit dem(mit dem

Notarius)Notarius)Notarius)Notarius)


Cholerisch.

SCHLAF. Da bring' ich den Notarius!

BRAUS. Aber nicht für sich, denn Auf Edmund zeigend. hier ist der Bräutigam!

SCHLAF. Hören Sie auf!

WALBURGA entschuldigend. Frühere Verhältnisse –

SCHLAF. Ich bin der Geprellte!


Phlegmatisch.


STURM. Da bring' ich den Notarius!

FAD. Aber nicht für sich, denn Auf Robert zeigend. hier steht der Bräutigam!

STURM. Höll' und Teufel!

AGNES entschuldigend. Frühere Verhältnisse –

STURM. Ich bin hintergangen![154]


Melancholisch.


GLÜCK. Da bring' ich den Notarius!

TRÜB. Aber nicht für sich, denn Auf Felix zeigend. hier ist der Bräutigam.

GLÜCK. Was ist das für eine Historie?

IRENE entschuldigend. Frühere Verhältnisse –

GLÜCK. Ich sitze zwischen zwei Stühlen auf der Erde! Kopfschüttelnd, lachend zur Mitte ab.


Sanguinisch.


SCHMERZ. Da bring' ich den Notarius!

FROH. Aber nicht für sich, denn Auf Guido zeigend. hier steht der Bräutigam.

SCHMERZ. Gräßliches Ereignis!

MARIE entschuldigend. Frühere Verhältnisse –

SCHMERZ. Zweifach gräßliches Ereignis! Geht händeringend zur Mitte ab.


Phlegmatisch.


STURM. Rache! Grimmige Rache! Geht wütend durch die Mitte ab.


Cholerisch.


SCHLAF. Hm! Hm! Geht langsam zur Mitte ab.


Sanguinisch.


MARIE zu Schlankel. Hier ist Sein Lohn. Gibt ihm eine Dukatenbörse.

SCHLANKEL nimmt sie. Küsse die Hand, doch der süßere Lohn steht hier! Auf Isabella zeigend.

HUTZIBUTZ ist a tempo zur Mitte hereingekommen und tritt dazwischen. Anpumpt, 's sein andre da!

ISABELLA zu Schlankel, welcher zu merken anfängt, daß er betrogen ist. Nicht des Verräters braucht's, ist der Verrat gelungen!

SCHLANKEL wie aus den Wolken gefallen. Was seh' ich –?![155]

HUTZIBUTZ. Einen geprellten Fuchs, wenn Er sich im Spiegel schaut.

SCHLANKEL. Das is arg. Für sich. Aber das sollt ihr mir entgelten. Wenn ich nicht in sechs Wochen aus alle die Mariagen Ehescheidungen herausbring', dann will ich nicht mehr Schlankel heißen und häng's Intrigantfach für zeitlebens auf 'n Nagel. Zur Mitte ab.

FROH zur Frau von Korbheim, auf Marie und Guido zeigend. Wenn die zwei Leut' nur nicht gar so ungleich wären! Na – aber 's macht nix!


Melancholisch.


FELIX.

Das Temperament hat vierfach zwar geschieden

Der Menschen Denk- und Sinnesart,

Doch eine Liebe gibt es nur hienieden,

Die alles ausgleicht, alles paart.


Cholerisch, Phlegmatisch, Melancholisch, Sanguinisch.


ALLGEMEINER CHOR.

Was noch so verschieden im Leben erscheint,

Zu einem Glück wird es durch Liebe vereint.


Unter allgemeiner freudiger Gruppe fällt der Vorhang.


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 3, Wien 1962, S. 154-156.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Die Narrenburg

Die Narrenburg

Der junge Naturforscher Heinrich stößt beim Sammeln von Steinen und Pflanzen auf eine verlassene Burg, die in der Gegend als Narrenburg bekannt ist, weil das zuletzt dort ansässige Geschlecht derer von Scharnast sich im Zank getrennt und die Burg aufgegeben hat. Heinrich verliebt sich in Anna, die Tochter seines Wirtes und findet Gefallen an der Gegend.

82 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon