An Windischmann, bei Vermählung seiner Tochter

[377] 1821.


Sieh, biedrer Freund, mich freudig hier erscheinen.

Die holde Braut in ihrer Myrtenkrone

Wird dem bewährten edeln Mann zum Lohne;

Zwei treue Herzen wollen sich vereinen.


Mit Dir sei Gottes Segen, und den Deinen!

Des Vaters Geist, der Mutter Tugend wohne

In jeder blüh'nden Tochter, jedem Sohne!

Du sehest frisch gedeihn die zarten Kleinen!


Dein redlich Thun zu schaun, ist seelenlabend:

Ich traf Dich spät auf meinem Lebenswege,

Die späte Freundschaft ward erprobt gefunden.


Mir neigte längst die Sonne sich zum Abend;

Doch wenn ich nun mich müde niederlege,

Dann denke noch so mancher trauten Stunden.

Quelle:
August Wilhelm von Schlegel: Sämtliche Werke Band 1, Leipzig 1846, S. 377-378.
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