An Prinz Ferdinand von Würtemberg

[114] Dir, Ferdinand, dem Prinzen, der dem Blute

Des Erdengottes Friederich entfloß,

Dem Gott ins Herz mit seines Vaters Muthe

Der Mutter Zärtlichkeit aus goldner Schale goß;


Dir, Nachbild deines Ahnherrn Alexanders,

Der hoch im Kreis der Teckerfürsten steht,

Um die, wie um die Helden des Skamanders,

Des ew'gen Nachruhms Flügel weht;


Dir donnert – wie aus feurigem Metalle

Des Alexanderberges Genius

Herab vom wolkenblauen Walle

Ins Heldenohr den kriegerischen Gruß.


Er sah's, wie Joseph dir, dich seinem Dienst zu weihen,

Ein Wodanschwert um deine Hüften schnallt,

Und wie dein Federbusch in dichtgedrängten Reihen

Der Helden Oestreichs furchtbardrohend wallt.


Er sah es, wie aus goldgesäumter Wolke

Vom Sitze der Unsterblichkeit,

Dein Ahnherr niedersah und dich vor Deutschlands Volke

Zum Helden eingeweiht.


»Auch ich,« sprach Alexander, »hab' getragen

Dies Schwert, das dir nun Joseph giebt,

Hab' mit den Feinden Oestreichs mich geschlagen

Und Josephs Väter treu geliebt;


Ich ging als edler deutscher Ritter

Oft hoch im Donnerfeld der Schlacht,

Daß von zertretnen Schädeln mir die Splitter

Die Sohlen wund gemacht.[115]


So streit' auch du, befeu'rt von meinem Bilde,

O du mein Enkel Ferdinand!

Gott decke dich mit seinem Flammenschilde!«

So sprach dein Ahnherr und verschwand.


Dein Ahnherr! Ach der Fürsten Beste,

Der unsres Berges Schutzgeist war.

Noch steht für ihn im Tempel meiner Veste

Ein ewig rauchender Altar.


Mit einem Felsengurt umthürmte

Er unsern Berg und wandelte auf ihm;

Wenn Wettersturm auf Aspergs Rippen stürmte,

So trotzt' er kühn des Wetters Ungestüm.


Sein Geist ist nun dem Himmel zugeflogen,

Ihn reizt nicht Erdengröße mehr;

Doch hat er Enkel nachgezogen,

So deutsch und groß wie er.


Du Ferdinand, dem schon aus weichen Haaren

Der Lorbeer keimt, der du dein Stammhaus zierst;

Wie glücklich sind die Kriegesschaaren,

Die du dereinst ins Feld der Ehre führst;


Nimm deinen großen Ahnherrn zum Exempel,

Sei Held! sei Menschenfreund! sei Christ!

Bis du einst spät im Heldentempel

Bei Ihm, und andern Helden bist!


Ich aber seh' von meines Aspergs Höhen

Dem Fluge deiner Thaten zu!

Seh' Dir den Heldenzweig um braune Schläfe wehen;

Und seh's im Geist: der Tecker Stolz wirst du!

Quelle:
Christian Friedrich Daniel Schubart: Gedichte. Leipzig [o.J.], S. 114-116.
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