Arbeite

[196] Du Mann im schlechten blauen Kittel,

Arbeite! Schaffe Salz und Brot!

Arbeite! Arbeit ist ein Mittel,

Probat für Pestilenz und Not.


Arbeite! Rühre deine Arme!

Arbeite sechzehn Stunden so!

Arbeite! Nachts ja lacht das warme,

Das Lager dir von faulem Stroh.


Arbeite! Hast ja straffe Sehnen.

Arbeite! Denk, mit schwangerem Leib

Harrt in der Hütte dein mit Tränen

Ein schönes leichenbleiches Weib.


Arbeite! Gleich der Stirn der Rinder

Ist ja die deine breit und dick.

Arbeite! Deine nackten Kinder,

Die küssen dich, kehrst du zurück.


Arbeite bis die Adern klopfen!

Arbeite bis die Rippe kracht!

Arbeite bis die Schläfen tropfen –

Du bist zur Arbeit ja gemacht!


Arbeite bis die Sinne schwinden!

Arbeite bis die Kraft versiegt!

Arbeite! – Wirst ja Ruhe finden,

Wenn dein Gebein im Grabe liegt.
[196]

Quelle:
Georg Weerth: Sämtliche Werke in fünf Bänden. Band 1, Berlin 1956/57, S. 196-197.
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