Psal. 85. Benedixisti domine

[668] Ein gebet, Daß Gott seiner Kirchen sich erbarmen, guten frid, vnd seinen segen wider geben wölle.


1.

Herr, du hast vormals offt getröst

vns heymgesucht mit gnaden,

Vnd die gfangnen Jacobs erlößt,

geheylet jren schaden,

Es hat dein gnad

jr missethat

bedeckt vnd gar vergeben,

erhalten bei dem leben:


2.

Du hast vormals deinn grimm vnd zorn

mit gnaden auff gehaben

Vnd die in Sünden warn verlorn

reichlich geziert mit gaben:

Tröst vns zuhandt,

vnser Heylandt,

daß wir dein hülff empfinden,

vnd laß vns nicht dahinden!


3.

Wiltu vns, HERR, dann für vnd für

in deinem zorn verstricken?

Ach, für vns durch der gnaden thür,

hilff, daß wir vns erquicken,

Zeyg vns dein gnad,

dein hülff vnd rath,

daß wir vns in dir frewen

vnd vnser hertz vernewen.


4.

Ach, laß vns hören, HERR, dein wort,

das vns thut frid zusagen,

Gepredigt werd an manchem ort,

auff das wir nicht verzagen

Vnd lestern Gott

in vnser not,

in thorheyt vnd vngedult

müssen tragen vnser schuldt.


5.

Doch ist sein hülff gar nahe bei den

die jn im glauben förchten,

Er leßts ehrlich vnd recht zugehn

bei den die jm gehorchen,

In fride, lieb

vnd trew sich üb,

daß beyderley Regiment

recht auff wachß in allem endt.


6.

Das gib, Gott vatter, schöpffer werdt,

on den wir nichts vermögen,

An deiner zusag hie auff erdt

vnd an deim wort lan gnugen

Welchs vns dein Son

hat kundt gethon,

Vnd durch deinn heyligen geyst

vns solchs hie vnd dort geleyst.


Quelle:
Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, Band 3, Leipzig 1874, S. 668.
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